125 Jahre Caritas: Auf die Bühne
Mitarbeiter*innen der Caritas Sachsen-Anhalt haben anlässlich des 125-jährigen Bestehens ein Musiktheater entwickelt, das Profimusiker*innen, semiprofessionelle Darsteller*innen, Theaterschaffende, interessierte Menschen mit und ohne Beeinträchtigung verschiedenen Alters und Geschlechts auf der Bühne vereint. Ausgedacht hat sich das Musical Stefan Köhler, Musikpädagoge in einer Caritas Wohn- und Förderstätte in Schelkau. Fragt man ihn, wie er auf die Idee kam, so ein Stück zu entwickeln, zitiert er eine Bewohnerin des Hauses: "Ich will, was du auch willst", brachte diese wohl in einem Streit aus tiefstem Herzen hervor. "Es ist oft die Andersartigkeit, die Menschen bewegt, einander abzulehnen", sagt Stefan Köhler. "In unserem Bühnenwerk mit dem Titel nehmen wir deshalb genau diese Gedanken auf und lassen sie lebendig werden."
Es handele sich um ein etwa einstündiges Werk mit musikalischen und darstellerischen Anteilen. Darüber hinaus würden Klang -und Videosequenzen das Werk bereichern. Das Stück ist ein Gemeinschaftswerk, das verschiedene Menschen aus den Einrichtungen der Caritas zusammenbringt, aber auch professionelle Musiker*innen eingeladen hat, an der Idee mitzuwirken. Auch eine Klasse des Magdeburger Norbertusgymnasiums wird die Aufführung mit Gesang und Performance unterstützen. "Die zentrale inhaltliche Frage des Stückes ist: Was will ich?", so beschreibt es Köhler, der selbst auch Musiker ist. "Die Kompetenz, diese Frage für sich zu beantworten, ist bei vielen Menschen mit Beeinträchtigung noch nicht so stark ausgeprägt. Zu sehr stand in der Vergangenheit das Fürsorgeprinzip im Mittelpunkt, statt der Idee mit Assistenz zu arbeiten."
Während der Proben über die vergangenen zwölf Monate sollte das Bewusstsein für eigene Wünsche und Vorstellungen gesteigert werden. Durch die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichster Kompetenzstufen kommt es zu kulturellen Erfahrungen, von denen alle Beteiligten lange profitieren können. "Die Musik des Werkes wird von einem sinfonischen Orchester, durch eine Trommelgruppe und sogar durch elektronische Musik gebildet. Dafür stehen wir in Kooperation mit dem Generationen-Sinfonie- Orchester, der Trommeleventgruppe redATTACK und einem Installations- und Klangkünstler."
Und der Titel? "Das Stück heißt ‚Behindert - eine Geschichte vom Suchen und Finden‘. Und wir haben uns ganz bewusst für einen provokanten Titel entschieden. Zum einen um auf gängige Klischees anzuspielen und zum anderen um das Publikum auf Blickwinkel, welche durch Vorurteile behindert werden, aufmerksam zu machen", erklärt der Musikpädagoge. Das Bühnenwerk befasse sich mit den Erlebniswelten der unterschiedlichen Protagonisten. Diese existierten zunächst nebeneinander und versuchten sich durch ihre Andersartigkeit voneinander abzugrenzen. Stefan Köhler: "Die Inszenierung spiegelt die Distanz zwischen den einzelnen Welten wieder und verdeutlicht sie auf diversen Ebenen. Im Verlauf des Stückes werden gemeinsame Schnittmengen erkannt und finden nach einem dramatischen Intermezzo zu einem harmonischen Nebeneinander zusammen. Nicht alle Fragen werden beantwortet, nicht alle Unterschiede gleichgemacht, sondern Andersartigkeit wird als Chance für kreative Lösungen verstanden."
Gefördert wird dieses besondere Projekt vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.
Wann: 24.09.2022, 19 Uhr
Wo: Seebühne Elbauenpark Magdeburg
Karten gibt es für 5 Euro noch an der Abendkasse